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Als das Kleid fiel

Weshalb laufe ich allein
an diesem Freitag Abend
durch die Straßen
und weine mir das Kleid  nass?

Habe es mir gekauft.
Es ist alles, was ich habe.
Kein Zuhause, keine Liebe.
Und ich weine mir das Kleid nass.
 
Warum bin ich nur
in einer schwarzen Nacht
- ohne »Ja!« zu sagen-
mit Gewalt geboren worden?
 
Das teure Kleid umschließt
meinen Leib wie eine Mauer.
Schützt mich vor dieser Welt.
Doch in dieser Nacht wird es nass.

Wieso hast du mich so verletzt?
Geboren um zu sterben,
geliebt, um gehasst zu werden.
Nur mein Kleid bleibt mir allein.

In dieser so einsamen Nacht
wird mir eines ganz klar:
Der Tod ist mein Erlöser.
Doch das Leben ist so stark.

Da wickeln Nebelschwaden
tröstend mich in ihren Arm.
Als würden sie leben,
und sind doch tot- wie ich.

Geboren um zu sterben,
von Liebe verwöhnt,
um verlassen zu werden.
Nur mein Kleid bleibt mir.

Die Augen geschlossen
sehne ich mich nach dem Ende.
Und spüre nach endlosen Qualen,
wie mein Kleid
entsetzlich
langsam
von mir
fällt.

©Michael Kalters

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