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Der falsche Ton

Ein junger Geiger stand,
mit Lampenfieber ganz durchdrungen,
auf der Bühne und empfand,
als hätte jemand ihn verschlungen.

Noch spielte das Orchester;
er sah ins Publikum.
Und hielt die Geige fester,
es drehte sich um ihn herum.

„Gleich! Jetzt muss mein Solo kommen!“
Er suchte schon den ersten Ton
Und spielte plötzlich wie benommen,
die Finger glitten ihm davon.

Das Spiel war fast zu Ende schon,
ein jeder saß gebannt, war still.
Doch da – o weh – ein falscher Ton!
Zwei Pfiffe gellten schrill.

Das Klanggebilde stürzte ein,
vergebens alle Müh und Plag!
Der Geiger wollte nicht mehr sein.
Umsonst das Üben Tag für Tag!

Bitt‘re, trübe Scham im Herzen -
um ihn herum, da dreht es sich.
Als er zusammenbrach mit Schmerzen,
spürt er den letzten schweren Stich

 

 

 

©Michael Kalters

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