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Zu spät ...

 

Bin heute einer schönen Frau begegnet.
nein, nicht schön. Vollkommen!
Wie ist jener Mensch gesegnet
der sie in den Arm genommen.

Nicht vollkommen, nur Fleisch und Blut.
Aus Lehm und Wasser wie ich auch.
Entfachend aber aus der Asche Glut
die letzte Kraft- und dann nur Rauch.

Ihr silber-sonnig-lachendes Gemüt
und ihre tiefe schwarze Seele-
Ein Abgrund, der mich zieht
als ob ich nur ein Tropfen Wasser wäre.

Sie ist schön, wie sie berührt
und warm umschließt als Wesen sacht
das Innere und so verführt
mein Herz und es zerbrechlich macht.

Es reißt und malmt mir tausend Wunden,
oft hat ein Dichter es beschrieben.
Nun, jetzt werd‘ auch ich geschunden,
und es ist mir nichts geblieben.

Schönes Leben? Freude und Genuss?
Gefangen ohne Blick!
Nur noch Verdruss
und kein Zurück!

Zu spät! Die Lebensbahn am Ende schon
hat alle Ziele weggenommen.
Die Frau zu treffen ist nur Hohn!
Asche mein Leben und zerronnen.

„Sah ihn heute, diesen Mann.
Schaut so traurig, blickt so warm.
Möcht ihn in die Arme nehmen
und mein Herz an seins gewöhnen!“

 

©Michael Kalters

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